Der Białowieża Urwald

© Adam Wajrak
Wir laden nach Podlachien ein! Ihr solltet den Zauber der Kulturlandschaften dieser Region spüren, sich selber überzeugen, warum diese Region „grüne Lunge“ Ost- und Mitteleuropas genannt wird, unvergessliches Abenteuer mit dem letzten grossen natürlichen Wald in Europa, mit dem Białowieża Urwald erleben!
Noch im 16. Jh. war der Urwald ein Teil des riesigen Waldkomplexes, der sich vom heutigen Litauen im Norden bis heutige Westukraine im Süden erstreckte. Heute ist er viel kleiner, durch die Zivilisation zugeschnitten, aber eben deshalb müssen wir ihn wie einen kostbaren Schatz schützen, deshalb steht er als einziges Naturobjekt in Polen auf der UNESCO – Weltnaturerben Liste.
Podlachien ist ein Grenzland. Die Grenzen wurden hier im Laufe der Geschichte ständig verschoben, die Nationen, Sprachen, Bekenntnisse immer wieder vermischt. Hier wohnten Polen, Belarussen, Russen, Ukrainer, Litauer, Juden und Tataren. Orthodoxe, Altgläubige, Katholiken, Muslims, Juden, Babtisten. Die kulturelle Vielfalt hat eine Spur in der Sprache und Kultur hinterlassen. Verschiedene Regionen von Podlachien sprechen unterschiedliche Sprachen, die manchmal nur für sie ganz verständlich sind. In unserem, das heisst nördlichen Teil des Urwaldes, ist das eine Sprache, die dem Belarussischen ganz nah steht.
Man kann hier orthodoxe und katholische Kirchen und Moscheen besichtigen, manchmal Synagogen – die letzten wurden leider meistens zerstört. Hier ist noch altes Handwerk erhalten wie Weberei, Ofenbau, Töpferei, Korbflechten. Junge Menschen interessieren sich wieder für Fertigkeiten, die für ihre Grosseltern so offensichtlich waren. Spannend ist auch die Küche dieser Region, in der sich die hiesigen Noten mit den orientalischen vermischen.
Die Bewohner dieser Gebiete waren seit immer mit dem Urwald verbunden. Der Białowieża Urwald war ihre Speisekammer, lieferte Baumaterial, und bot Zuflucht während der Kriege. Jedoch intensive Waldwirtschaft begann hier vor knapp 100 Jahren und hat zum Glück nicht den ganzen Urwald betroffen. Wir können da einen richtigen europäischen Urwald erleben, denn vorwiegend die Kräfte der Natur haben ihn gestaltet. Etwa 142`000ha des Waldes steht heute auf der UNESCO-Liste und erstreckt sich auf dem Gebiet von zwei Ländern: Polen und Belaruss.
Der Besuch im streng geschützten Teil des Białowieża Nationalparks (nur mit einem Guide möglich) ist sehr hilfsreich dabei, das Eigentliche des Urwaldes zu verstehen und bereitet auf selbständige Entdeckungen vor. Im Freien leben hier u.a. Wisente, Wölfe, Hirsche, Elche, Luchse, Wildschweine – mit etwas Glück man kann sie einfach auf einer Wanderung treffen oder auf einer Pirsch mit einem Guide aufspüren. Durch die grosse Biodiversität lassen sich auch viele Vögel, Amphibien und Insekten beobachten.
Dank dem Totholz, ohne das der Urwald kein Urwald wäre, kann man ein wunderbares Universum der Moose, Pilzen, Flechten und Schleimpilzen bewundern, auch Insekten, „so seltsam und einmalig wie Goldstreifiger Prachtkäfer, Platt- oder Drachenkäfer. Die sterbenden Bäume, die jahrelang vermodern, bedeuten für den Urwald dasselbe, wie abgestorbene Blumentiere für Korallenriffe. Sie entscheiden, dass der Białowieża Urwald der einzige grosse Flachlandurwald und leider der letzte in Europa ist, während von den anderen nur der Name übrig blieb.“ (Adam Wajrak)
© Paweł Świątkiewicz
Das einmalige Gefühl, ein Teil der Natur zu sein, sich in sie zu vertiefen, ihre Düfte und die urtümliche Kraft zu spüren, kann euch zuteil werden. Die Kinder können entdecken, wie schön es ist, die Blumen auf der Wiese zu pflücken, die Tierspuren zu lesen, am Feuer zu schlafen und werden ihre eigenen Abenteuer erleben. Das Glücksgefühl, das man beim bewussten Zusammensein, bei ins Feuer oder zu den Sternen gucken, oder beim Zuhören der uns umgebenden Welt hat, nehmt man nach Hause mit.

© Adam Wajrak